#64 Psychoonkologie! Aber wie? mit Carsten Witte

Shownotes

In dieser Folge von Krebs! Was nun? spricht Nils mit Carsten Witte, Psychoonkologe und Gründer von Jung & Krebs. Warum ist es so wichtig, als Krebspatient:in Hilfe anzunehmen? Wo findet man Unterstützung – und was bringt das im Alltag wirklich?

Eine Folge, die Mut macht und zeigt: Hilfe ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Schlüssel zu mehr Lebensqualität.

https://jung-und-krebs.de/

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00:00:00: Herzlich willkommen bei einer neuen Folge von Krebs.

00:00:03: Was Nun.

00:00:04: Bei mir zu Gast ist heute Carsten Witte.

00:00:07: Hallo Carsten.

00:00:08: Hallo Nils, freue mich, dass ich da sein darf.

00:00:11: Ich freue mich, dass du da bist.

00:00:12: Wir sind jetzt ja leider nur übers Internet verbunden.

00:00:16: Eigentlich hatten wir unseren Redaktionsmitgliedern ja versprochen, dass wir uns persönlich treffen.

00:00:22: die Aufnahme persönlich durchführen.

00:00:24: Also, es muss noch einen Teil zwei geben, Karsten irgendwann.

00:00:28: Wir werden genug darüber sprechen können über dieses spannende Thema, glaube ich.

00:00:32: Ja, das ist also, ich glaube auch, ja, bei diesem Thema, was wir heute uns etwas annähern, kann man zehn Folgen aufnehmen und hat noch nicht alles gesagt.

00:00:42: Vielleicht kannst du, Karsten, dich mal eben den Zuhören vorstellen.

00:00:46: Ich würde sagen, neun, neun Prozent kenn dich, aber... dass wir vielleicht so eine kleine Einleitung haben über dich.

00:00:53: Gerne.

00:00:53: Hallo, ich bin da draußen.

00:00:56: Ich bin der Carsten Witt.

00:00:57: Ich bin ein thirty- acht Jahre alt, wohne in dem schnuckeligen Ort Freiburg im Breisgau.

00:01:03: Immer ein Besuch wert.

00:01:05: darf ich hier labeln?

00:01:07: seit ja, ja, sechsundzwanzig Jahren, habe mich hier ganz gut eingenistet, bin, bin oder war Krebspatient.

00:01:14: Mir ist tatsächlich gar nicht so die, das Worthing wichtig, aber ich hatte auf jeden Fall mal eine Knochenkrebsdiagnose, das ist schon vierzehn Jahre her.

00:01:23: Später hatte ich Lungenmetastasen, die letzte bis vor zwei Jahren, die mir alle chirurgisch entfernt wurden.

00:01:29: Das heißt, ich habe auch durchaus Erfahrung damit, wenn die Erkrankung wieder kommt.

00:01:34: Und im Zuge der ganzen Erkrankung und beruflicher Umstrukturierung und Neufindung habe ich mein Abi nachgeholt, habe ich Gesundheitspädagogik studiert und die Weiterbildung über die Deutsche Krebsgesellschaft zum Psycho-Onkologen gemacht.

00:01:49: Und dafür seit sechs Jahren hier im Zentrum für Strahlentherapie in Freiburg, eine niedergelassene Strahlentherapiepraxis, die psychosoziale Begleitung leiten.

00:01:58: Und engagiere mich ehrenamtlich in meinem Verein Jung und Krebs-TV, wobei uns der Name Programm ist.

00:02:05: Wir kümmern uns um junge Erwachsene mit und nach Krebs.

00:02:10: Das bitte ich.

00:02:10: Vielen Dank, Carsten.

00:02:12: Du hast ja schon gut übergeleitet.

00:02:16: zur ersten Frage, denn Jung und Krebs kommen wir doch zu.

00:02:21: Aber erst mal soll es um dich gehen und das Hauptthema Psycho-Oncologie in der Folge.

00:02:27: Und zwar wäre meine erste Frage gewesen, wie bist du selbst zur Psycho-Onkologie gekommen und warum ist dir dieses Feld so wichtig?

00:02:34: Da gibt es vielleicht mehrere Motivationen.

00:02:37: Ja klar, also die größte ist natürlich die eigene Erkrankung ist klar.

00:02:41: Aber ich war damals bei der Bundeswehr, als ich erkrankt war und bin dann eben zurückgekommen und habe in die Kaserne nach meiner Krankheitszeit halt.

00:02:48: Und hab so gemerkt, Alter, was mach ich hier eigentlich?

00:02:50: Das hat gar nichts mit mir zu tun, das ist Zeitverschwendung, das ist Lebenszeit.

00:02:55: Ich will mir alle Türen offenhalten und hab dann erst mal das Abi nachgeholt.

00:02:58: Während des Abis hab ich gemerkt, cool, hier an der pädagogischen Hochschule gibt's den Studiengang Gesundheitspädagogik, der eigentlich alles abgreift, wie Menschen ihr Leben selber in den Griff nehmen können.

00:03:10: Also Ernährung, Bewegung, Sport, Psycho, Soziales, alles, was uns irgendwie bedingt.

00:03:16: Und dann habe ich durch diesen Studiengang gemerkt, so kann ich Menschen versuchen, dass sie sich selbst helfen können.

00:03:22: Also Stütze sein letztendlich.

00:03:25: Und dann hatte ich erst die Idee, noch andere Weiterbildungen zu machen, weil ich dachte, Psycho-Onkologie, das dürfen nur abprobierte Psychotherapeuten oder Mediziner innen.

00:03:35: Dem ist aber gar nicht so.

00:03:36: Ich war dann im Jahr und ich komme lustigerweise erst von der diesjährigen PSO-Tagung, also Psycho-Onkologie-Tagung.

00:03:42: Damals im Jahr bei dem Symposium in Heidelberg.

00:03:45: ... von der größten Fachgesellschaft, ... ... obwohl ich noch nicht mit Fischer Onkologe war ... ... und habe dann gemerkt, ... ... jo, das ist es.

00:03:52: Dieses Miteinander hier ... ... mit den anderen Kolleginnen, ... ... die Thematik, ... ... da möchte ich mich tiefer reinbegeben ... ... und habe dann die Weiterbildung über die ... ... ja, mehr oder weniger anerkannte ... ... anerkannten Vereinen dann gemacht, ... ... der in der deutschen Krebsgesellschaft quasi verankert ist.

00:04:08: Ja, und so bin ich da ... ... eigentlich hingekommen auf der Ebene.

00:04:12: Ja, hätte ich auch gedacht, ich hätte auch gedacht, dass es wesentlich länger dauert, also, oder tausende von Studiengängen und dann nochmal darauf aufbauen und darauf aufbauen, ne?

00:04:21: Das ist schon nochmal was anderes, also es gibt ja nicht die eine Psycho-Onkologie, ne?

00:04:26: Es gibt ja viele, viele Grundberufe, man muss schon Akademiker sein, also mindestens ein Studiengang im Bachelor gemacht haben, ja.

00:04:35: Aber es gibt ja Kunsttherapeuten, es gibt sozial... Arbeiter, es gibt Gesundheitspädagoginnen wie ich, Psychologen, Medizinerinnen, das alles.

00:04:44: Und damit kann man dann quasi die Weiterbildung machen, sich nochmal in der Onkologie und den psychosozialen Belastungen quasi zu vertiefen.

00:04:52: Ich finde das auch gleich... gar nicht schlecht.

00:04:55: Meistens, also das ist so meine Erfahrung, sind die, die Berufserfahrungen oder wie du die Krebserfahrungen selber gemacht haben, solche Art Quereinsteiger meist sogar die besten.

00:05:05: Also in Schulen und so haben wir uns immer sehr gefreut, wenn der Physikunterricht mal wirklich vom richtigen Techniker gemacht wurde.

00:05:13: Ja, voll.

00:05:14: Ich glaube, jeder hat so seinen Schwerpunkt.

00:05:16: Nehmen wir vielleicht abprobierte Psychotherapie, Therapeutinnen, die... in der Praxis sind, wo es um Gesprächstherapie geht, ist natürlich klar, dass es da eher um die Möglichkeiten und Methoden geht, da sprachlich ran zu gehen.

00:05:30: Kunsttherapie kann genauso in der Krankheitsbewältigung unterstützen und es sollten dann vielleicht solche machen, die sich in dem Bereich auch auskennen und so weiter.

00:05:39: Also das ist sehr breit und interdisziplinär.

00:05:42: Parkt vielleicht auch so ein bisschen oder du kannst nochmal genauer was erklären.

00:05:46: Aus meiner zweiten frage heraus.

00:05:49: Was macht genau ein Psycho-Onkologe und wie unterscheidet sich da von einem klassischen Psychologen oder Psychotherapeuten?

00:05:56: Das war für mich auch eine wichtige Frage.

00:06:00: Der Unterschied, es gibt nicht den Unterschied, würde ich sagen.

00:06:04: Wenn ich Patienten bei mir habe, die eine längerfristige oder intensivere Betreuung benötigen, auch dann nach der Akutbehandlung, nach dem Ende der Akutbehandlung und ich, den ich gewährleisten kann oder merke, da sind meine Grenzen der Kompetenzen.

00:06:22: Dann versuche ich die schon weiterzuleiten in der Psychotherapie, ja, in der ambulante Psychotherapie.

00:06:28: Und dann muss ich aber gleich immer hinten rein sagen, suchen Sie sich doch mal jemanden oder versuchen Sie natürlich jemanden zu finden, der bei denen es schwingt, wo die Beziehungsbasis Vertrauen da ist, weil ich glaube, jeder abprobierte Psychotherapeut und eine abprobierte Psychotherapeutin, die in der Niederlassung arbeiten, die sechs Jahre lang Ausbildung haben, die müssen nicht noch den Kurs gemacht haben zur Psycho-Onkologie, um darin sich hineinzuversetzen, welche Belastungen es gibt als Krebspatientin.

00:07:01: Und daher will ich jetzt nicht meine Gilde etwas kleiner machen, als sie ist, aber ich glaube, ein niedergelassener Psychotherapeut kann genauso Menschen begleiten in dem Bereich mit Ahnung und mit Methoden wie wie eine Psycho-Onkologe.

00:07:15: Letztendlich geht es vielleicht auch darum, einfach nochmal in die Tiefe rein zu gucken.

00:07:18: Warum macht man eine Weiterbildung in der Kardiologie?

00:07:21: Warum macht man Weiterbildung in dissociativen Störungen, in Schizophrenie?

00:07:25: Einfach um das Krankheitsbild zu verstehen und welche Konsequenzen das hat.

00:07:29: Und das Gleiche ist eben auch in der Psycho-Onkologie so der Fall.

00:07:32: Was ich oft höre, dass viele Betroffene sich fragen, was bringt mir das konkret?

00:07:38: Also wie kann Psychoankologie im Alltag helfen, besser mit der Erkrankung zu leben?

00:07:45: Man hört viele noch, die sagen, dass sie ohne klar kommen, so eine Art.

00:07:49: Das ist ja auch gut, aber manche eben nicht.

00:07:53: Manche lassen es auch einfach sein.

00:07:55: Obwohl sie es bräuchten vielleicht.

00:07:57: Ja, das ist ja allgegenwärtig da draußen.

00:08:00: Wie oft habe ich es von älteren Männern schon gehört, ihr habt es ja nicht am Kopf.

00:08:03: Was will ich denn da jetzt noch drüber quatschen?

00:08:05: Aber wir wissen doch, wie viel sprechen wir denn über das, was uns belastet oder beschäftigt, sagen wir mal so beschäftigt, was sich dann vielleicht ein bisschen leichter anführt, wenn wir der Erkrankung oder der Behandlung ein bisschen Raum gegeben haben.

00:08:18: Also das hat meiner Meinung nach mal überhaupt nichts mit Schwäche oder sowas zu tun.

00:08:23: Selbst ich... Ich habe ja jetzt vierzehn Jahre Erfahrung in dem Bereich und durch meinen Ehrenamt auch leider auch schon Menschen bis in den Tod begleitet.

00:08:31: Selbst ich war letztens in einem Trauergespräch in so einer Hospizgruppe, weil ich nichts verpassen wollte.

00:08:38: Man hat ja Belastungen, die nicht gleich pathologisch sein müssen.

00:08:41: Also nur weil ich jetzt eine Woche mal depressiv verstimmt bin, heißt das nicht, dass ich eine mittelschwere Depression habe oder wenn ich nur antriebslos bin.

00:08:50: Vielleicht ist es auch eine natürliche Reaktion.

00:08:53: Trauer zu zeigen oder zu haben, wenn man nun mal gerade eine Krebsdiagnose gekriegt hat oder antriebslos zu sein, kann nicht optimistisch eingestellt zu sein und so weiter.

00:09:01: Das ist ja eine natürliche Reaktion.

00:09:03: Nichtsdestotrotz hilft es dort, darüber zu sprechen mit jemandem von außen, der nun mal ein bisschen Ahnung auch von der Materie hat.

00:09:11: Und sowas kann dann im Alltag halt auch dauerhaft unterstützen.

00:09:14: Also du gibst also auch Alltagstipps mit...

00:09:18: Ich versuche... keine Tipps zu geben, sondern mich in die Erlebensrealität der Betroffenen hineinzuversetzen, um dort gemeinsam nach Ressourcen und Werkzeugen zu suchen.

00:09:29: Vielleicht habe ich dir einen Tipp, der überhaupt gar nicht zu dir passt.

00:09:31: Das bringt weder mir und noch dir was.

00:09:33: Aber viele Menschen können auf vergangene Herausforderungen zurückgreifen und dann könnte eine Frage sein, wie sind Sie denn damals damit umgegangen mit dieser schweren Situation?

00:09:42: Was hat Ihnen damals geholfen?

00:09:45: Solche Dinge dann

00:09:45: eher.

00:09:47: Ja, das mit dem zeitlich begrenzt.

00:09:48: Das fand ich auch schon gut, was du gesagt hast.

00:09:51: Ich habe jetzt auch so ein Therapiewechsel oder ein kleines Add-on bekommen.

00:09:55: Und bei mir kickt die Fatigue gerade richtig.

00:09:57: Also ich könnte ganze Tag schlafen.

00:10:01: Und natürlich drückt sowas auch auf die Züche, weil du natürlich weniger in die Luft kommst und so weiter und so fort.

00:10:07: Also da kann ich mir schon vorstellen, dass jemand sich auch für diesen... Medikamenten, Einstellungsbereich oder diese Zeit, sich auch dann jemanden sucht und explizit darauf noch mal anfängt mit jemanden zu arbeiten.

00:10:20: Das war, glaube ich, ein guter Hinweis von dir.

00:10:22: In jeder Zeit, in der Diagnose, in der Behandlung, nach der Behandlung, wir sagen hier in der Strahlentherapie auch immer, die seelische Behandlung fängt nach der körperlichen an, weil die körperliche einfach nur wahnsinnig viele Ressourcen zieht.

00:10:34: und wenn dann wieder ein bisschen mehr Kraft zurückkommt und vor allem mehr Zeit, dann kommen auf einmal diese plagenen Gedanken.

00:10:40: Also dieses typische Behandlungsloch danach oder dieses, ja, silische Loch, irgendwie wie geht es denn jetzt weiter?

00:10:48: Es ist ja nicht nur die Diagnose, die schlimm ist, sondern wenn man eine Jahrtherapie zum Beispiel hatte und danach gar nicht weiß, will ich zurück in den Beruf, will ich weniger arbeiten, wie sieht es in meinem privaten Umfeld aus?

00:11:00: Das kommt ja viele Fragen auf, sind sehr Lebensfragen und damit jemanden drüber zu sprechen oder dem Raum zu geben, sage ich halt immer, muss ja nicht mal sprechen sein.

00:11:10: Das kann schon hilfreich sein.

00:11:11: Und bei manchen, die ein funktionierendes soziales Umfeld haben, kann es da schon aufgegriffen werden.

00:11:17: Und manche ziehen halt gerne die Meinung oder die Kompetenz von einem Außenstehenden dazu.

00:11:24: Und dafür bin ich dann immer gerne da.

00:11:26: Es sind ja nur Angebote, die ich machen kann.

00:11:28: Ja, wir spielen uns die Bälle gut zu, Carsten.

00:11:32: Das ist auch mal die vierte Frage, die ich hier schön säublich aufgeschrieben habe.

00:11:36: Mit welchen Sorge und Fragen kommen die meisten Patientinnen zu dir?

00:11:40: Sind es eher Ängste, Zukunftsfragen, Familie oder Beruf?

00:11:45: Ja, tatsächlich.

00:11:45: Also für alle, die in dem Bereich nicht so sind, die Strahlentherapie ist in der Regel oftmals am Ende des ganzen Behandlungszyklus.

00:11:53: Wenn man da jetzt mal Brustkrebs nimmt zum Beispiel, ist oftmals Chemotherapie, Operation.

00:11:57: Bestrahlung.

00:11:59: Wir haben auch hier fortgeschrittene Krebserkrankungen, ist klar.

00:12:02: Dann ist es teilweise nur eine OP oder Bestrahlung oder nur Bestrahlung, aber oftmals am Ende.

00:12:07: Danach kommt selten mal noch Chemotherapie, aber bei mir ist es dann, da geht es eher darum, wieder wie komme ich in diese neue Normalität nach der Behandlung.

00:12:18: Wenn Menschen bei mir sind, da geht es weniger um den Schock der Diagnose, schon auch.

00:12:24: Aber bei mir ist es dann eher so, okay, die Patientinnen sind sechs Wochen lang hier in einer Bestrahlung, haben vielleicht dreißig Bestrahlungen beispielsweise.

00:12:33: Und was kommt dann?

00:12:35: Wann kann ich dann wieder arbeiten, Herr Witte?

00:12:37: Also, okay, Sie haben jetzt sechs Wochen Bestrahlung, dann haben Sie drei Wochen Pause oder Erholungsphase, dann gehen Sie mal noch in eine Reha, dann holen Sie sich von der vielleicht mal noch zwei Wochen und dann fängt vielleicht die Stufenweise wieder Angehung an.

00:12:49: Also, Ihre nächsten vier Monate sind mal noch geplant.

00:12:53: oder drei, vier.

00:12:54: Und dann dachte ich, ich dachte, das geht auch schon viel früher los.

00:12:58: Oh, dann habe ich ja noch Zeit.

00:12:59: Also, ich versuche auch, so Prioritäten zu setzen.

00:13:02: Wenn Sie sich jetzt manchmal schon bei mir melden mit, ich fühle mich gar nicht, als ob ich schon arbeiten könnte.

00:13:07: Dann ist es natürlich oftmals irgendwie der Antwort, ja, Sie sind gerade mitten in der Therapie.

00:13:10: Sie müssen sich auch nicht so fühlen, als ob Sie arbeiten.

00:13:12: Und dann, oder arbeiten könnten.

00:13:14: Und dann rechne ich das mal so vor und dann kommt oftmals auch so eine Entlastung.

00:13:18: Ah, okay.

00:13:19: Dann kümmere ich mich um diese Thematik in der Reha.

00:13:22: Und schon hat man so eine gewisse Entlastung.

00:13:24: Und ich will halt einfach herausfinden, was hat gerade Priorität?

00:13:28: Deswegen ist meine, mein strukturiertes Gespräch wie deine zehn Fragen heute nichts.

00:13:34: Meistens auch die Eingangsfrage, was führt sie zu mir, anstatt wie kann ich helfen?

00:13:38: Und die zweite Frage ist, was ist gerade die aktuell größte Belastung?

00:13:41: Weil darum geht es doch eigentlich.

00:13:43: Geht ja nicht darum, was ich denke, sondern was ist gerade das, was am schwersten wiegt, was sie am stärksten in der Lebensqualität einschränkt.

00:13:50: Und das... können schlaflose Nächte sein, das kann irgendwas Privates sein, das kann, ich streube mich gegen die Strahlentherapie, weil ich glaube, ich bin Strahle danach rum.

00:14:01: Ich glaube, die Hälfte aller Ängste, weil du es gerade angesprochen hast, lässt sich mit einer guten Aufklärung schon auflösen.

00:14:08: Weil oftmals wissen die PatientInnen vielleicht nicht, ach, ich streihe danach gar nicht.

00:14:12: Ach,

00:14:13: die Strahlentherapie ist ja gar nicht so.

00:14:15: Ich nenn's jetzt mal schlimm, wenig Chemotherapie, also oftmals mit weniger Nebenwirkungen.

00:14:20: Ah, ich dachte, mir geht's dann weiterhin so schlecht oder sowas.

00:14:24: Also diese Aufklärungsgespräch oder diese Befürchtungen zu klären, das macht schon viel, viel aus.

00:14:32: Und dann kann man hinschauen, was man wirklich selber im Verhalten quasi ändern kann bzw.

00:14:37: wo halt der Fokus liegen muss, was so oder Schuh drückt, sag ich mal.

00:14:42: Und das ist natürlich komplett individuell.

00:14:44: Ja, also das ist, glaube ich, auch wieder was, was ich selber so nachfühlen kann.

00:14:50: Diese, du hast ja, sag ich mal im Kopf oder Hinterkopf immer so Bausteine mit Sorgen, die mal größer, mal kleiner sind.

00:14:59: Und je mehr du davon abbauest, je besser.

00:15:01: Was du eben schon gesagt hast, wenn du erklärst, dass ein Baustein gar nicht so groß ist, wie er eigentlich Platz einnimmt, dann kann das auf einmal so viel Energie freisetzen, weil das Problem... Ja, vielleicht nicht sofort ganz verschwindelt, aber wesentlich kleiner wird.

00:15:15: Ja, wenn man da von außen betrachtet, schafft man ja selber vielleicht nicht immer einfach so eine gewisse Struktur kriegt.

00:15:20: Okay, was haben wir da an alles?

00:15:22: Das können wir erstmal beiseite schieben, das ist für das nächste halbe Jahr nicht wichtig.

00:15:26: Aus meiner Perspektive.

00:15:28: Natürlich spielt das nochmal zurück und Frage, sehen Sie das ähnlich so, wenn wir da mal drüber sprechen?

00:15:32: Ja, stimmt eigentlich.

00:15:33: Okay, alles klar.

00:15:34: Weg damit.

00:15:35: Was ist jetzt wichtig?

00:15:37: Das ist doch letztendlich immer die Frage, was kann ich hier gerade?

00:15:41: Und dann herauszufinden im zweiten Schritt, was kann ich ändern und was muss ich annehmen?

00:15:45: Weil das ist ja, kann ja genauso entlasten sein.

00:15:47: Können Sie gerade ändern, dass Sie in Australientherapien sind für die nächsten sechs Wochen?

00:15:51: Ja, Sie können nicht mehr herkommen, das ist eine Möglichkeit.

00:15:54: Wer hat aber vielleicht nicht so empfehlenswert.

00:15:56: Also, shit, ich muss jeden Tag hierher, ich muss eine Stunde herfahren, bin eine halbe Stunde hier, muss eine Stunde wieder zurückfahren.

00:16:02: Das ist nicht zu ändern.

00:16:03: Wie kann ich aber diese Zeit sinnvoll und nützlich nutzen?

00:16:08: um wieder mehr Kraft für die Dinge zu haben, die ich halt wirklich ändern kann.

00:16:11: Weil das der Vormittag dann hinüber ist mit der Australian Therapie, das ist gesetzt.

00:16:14: Das ist so cool.

00:16:16: Was mache ich also drauf?

00:16:18: Und das ist, also wo ist meine Wirksamkeit, wo ist meine Handlungsfähigkeit und den Fokus darauf zu haben und den Rest hat einfach gewisse Dinge einfach zu akzeptieren zu müssen.

00:16:29: Haben wir eben auch schon so ein bisschen meine Frage fünf, aber ich glaube wir sollten trotzdem nochmal drauf eingehen und sie mitnehmen.

00:16:35: Gerne.

00:16:35: Wann ist der richtige Zeitpunkt, habe ich drüber geschrieben?

00:16:38: Sollte man Psycho-Onkologie sofort nachher Diagnose in Anspruch nehmen?

00:16:43: Oder erst, wenn die Belastung überhand nimmt?

00:16:47: Wenn irgendwas überhand nimmt, ist es meistens ja nicht zu spät, aber... An der

00:16:52: Zeit.

00:16:53: Ja, an der Zeit.

00:16:54: Klingt gut.

00:16:55: Das ist so ähnlich wie die Selbsthilfe.

00:16:58: Wenn du Selbsthilfe treffen nimmst, das kann ja auch schon irgendwo heilend wirken.

00:17:04: Also das kann ja auch schon... eine psychische Belastung im Keim ersticken.

00:17:10: Wenn man merkt, der Austausch mit Gleichgesinnten tut mir gut und ich bin da früh hingegangen, bevor etwas pathologisch wird, also so, dass man vielleicht dann wirklich nur mit professioneller Hilfe weiterkommt.

00:17:22: Und so ähnlich ist es in der Psycho-Onkologie eigentlich auch.

00:17:25: Also jeder Patient, der eingewilligt hat, dass ich ihn anrufe, den rufe ich an und stelle mich vor für was ich hier da bin.

00:17:33: Und dass zumindest mal ein Gespräch stattgefunden habt und zu wissen, wenn es was gibt, ich bin da, egal was ist.

00:17:40: Und das gibt schon so viel Entlastung, dass Betroffene sich dann erst mal melden oder Patientenden hier.

00:17:46: Schön, dass.

00:17:47: Danke für den Hinweis.

00:17:48: Ich melde mich, wenn ich es irgendwie gebrauchen kann.

00:17:51: Und dann kommt zwei, drei Wochen später vielleicht doch der Anruf verwittert.

00:17:54: Ich hätte da mal ein paar Fragen oder würde gerne mal über gewisse Dinge sprechen.

00:17:57: Und dann ist dann findet ein Gespräch statt.

00:18:01: Das ist ganz individuell.

00:18:02: Und ich muss gestehen, als ich damals stationär war, vor meiner, also während der Chemotherapie, kam auch eine Psycho-Onkologin vorbei und die habe ich direkt wieder nach Hause geschickt, weil ich selber dafür nicht bereit war.

00:18:14: Erstens, ich war nicht bereit.

00:18:15: Und zweitens, hat sie halt nicht meine Sprache gesprochen, um das mal so zu nehmen.

00:18:19: Also es sind ja immer zwei Seiten.

00:18:22: Ja, das muss auch noch passen, dass da jemand kommt, mit dem du auch harmonierst.

00:18:28: Das ist klar.

00:18:29: Ja, und dann muss irgendwo die Ehrlichkeit vielleicht da sein und sagen, Herr Witte, ich könnte da Unterstützung gebrauchen, aber gibt es vielleicht andere Möglichkeiten.

00:18:38: Gab es jetzt noch nicht.

00:18:39: Aber da ist einfach Ehrlichkeit das Wichtigste.

00:18:46: Man wem sag ich, das ist eine komplexe Erkrankung, das ist eine Systemerkrankung.

00:18:50: Nicht nur deine Lunge oder meine Arme und Lunge sind betroffen, sondern hat auch der ganze Körper, Körpergeist, Seele, wie du es nennen willst, soziales Umfeld, professionelles Umfeld.

00:18:59: Und also muss man da auch mal hingucken, weil die ja auch von der Krankheit ja irgendwo belastet sind.

00:19:05: Ja und auf jeden Fall das Angebot, also mich, also ich glaube, dass es bei mir so eine ziemliche Furcht hinterlassen hat, dass ich das Angebot gar nicht bekommen habe.

00:19:13: Ich ja auch nicht.

00:19:14: Vor zwei Jahren wieder in der Klinik gewesen, wegen der Metastase.

00:19:17: Meinst du, in der Woche kann man jemand vorbei?

00:19:19: Nichts und nicht mal ein Assessment.

00:19:21: Also nicht mal dieses einfache Kreuz.

00:19:24: Ja, ich hätte gerne psycho-onkologische Betreuung.

00:19:26: Nicht mal.

00:19:26: das war da, wo ich mir denke, was ist denn falsch bei euch?

00:19:29: Was soll das?

00:19:30: Jeder prallt, wir haben Sozialdienst, wir haben Psycho-Onkologie und dann bist du in der Klinik und keiner kommt vorbei.

00:19:35: So Scheiße.

00:19:36: Ja, und jeder hat eine Seltsilfegruppe und trotzdem wird das nicht weiter empfohlen und so weiter.

00:19:43: Ja, da muss noch ein bisschen was passieren.

00:19:45: Wir sind dran jetzt, wir sind dran.

00:19:47: Wir sind dran, genau.

00:19:49: Wir sorgen ja dafür.

00:19:50: Ich glaube schon, dass die Arbeit die du und ich machen, dass das alles so ein bisschen in den Fokus rückt.

00:19:55: Ich glaube schon, dass das was bringt.

00:19:57: Also jetzt ist es bei mir erst, sagen wir mal, das dritte Jahr jetzt und auch erst das zweite Jahr, wo ich öffentlich bin.

00:20:03: Aber ich bekomme schon

00:20:04: mit,

00:20:04: dass diese Sichtbarkeit, die du längst hast, aber die jetzt auch so nach und nach bei mir kommt, dass die auch dafür sorgt, dass das in den Kliniken auch ein Umdenken stattfindet, weil sie einen persönlich kennen.

00:20:19: Ja, das ist ganz, ganz wichtig.

00:20:21: Also es fängt mit Eigenengagement an und wird dann irgendwie vielleicht auch institutionalisiert.

00:20:29: Das hier ist mal ein Flyer und melden Sie sich bitte, wenn die Flyer leer sind.

00:20:32: Und dann steht da vielleicht irgendwo ein QM, wenn Flyer leer sind, melden Sie sich bei Herrn Witte.

00:20:36: Also so muss das ja irgendwie laufen.

00:20:39: Deswegen bin ich auch Medizinstudium drin und stelle mich immer vor bei Studierenden für Fragen und Antworten.

00:20:45: Und das ist jetzt verankert hier im Curriculum.

00:20:49: Richtig gut.

00:20:50: Kommen wir ein bisschen mehr zu den Hard Facts um Kosten.

00:20:54: Also du hast ja eben schon gesagt, einmal ist es die Zeit.

00:20:57: Die Zeit muss jeder aufbringen, das kennen wir auch, wenn es um Zweitmeinungen geht, dass jemand sagt, nee, ich will nicht eine Stunde fahren oder ich möchte nicht, weiß ich, dass mein Verwandt mich nicht besuchen können oder so, das hält viele ab.

00:21:08: Aber wie finde ich denn überhaupt diese psycho-onkologische Unterstützung?

00:21:12: Also Klinik, Krebsberatungsstellen, ambulante Hilfe und was zahlt die Krankenkasse?

00:21:16: Also, wenn ich schon Krebs habe, ist meist die finanzielle Situation angespannt, hinterlassen, dass solche Behandlungen dann auch noch kosten.

00:21:26: Nö,

00:21:28: erstmal nicht.

00:21:28: Also gut, auch überhaupt nicht.

00:21:30: Also, wir müssen unterscheiden zwischen den Sektoren ambulant und stationär.

00:21:35: Stationär gibt es einen sogenannten Consil- und liaison-Dienst.

00:21:39: Der Consildienst ist, den rufen kannst du, wenn du es brauchst, auf Station und kommt dann vorbei und führt im besten Fall in einem separaten Zimmer ein Gespräch ansonsten im Patientenzimmer und vielleicht ist da noch eine andere Person dabei.

00:21:55: Das ist... stationär und das muss angeboten werden in zertifizierten Krebszentren.

00:22:02: Kurzer Exkurs.

00:22:03: Jede Klinik, jede onkologische Klinik, die zertifiziert ist durch die Deutsche Krebsgesellschaft, hat natürlich Qualitätskriterien.

00:22:11: Das heißt, die müssen nicht nur gut operieren und Therapien anbieten und so weiter, das ganze medizinische auf höchstem Niveau, aber die müssen auch mit Patientenorganisationen zusammenarbeiten.

00:22:22: Sie brauchen Seelsorge, sie brauchen Psycho-Onkologie, sie brauchen Sozialdienst und sicherlich noch andere Sachen.

00:22:28: Und deswegen gibt es für eine gewisse Bettenanzahl in der Klinik einen gewissen Stellenschlüssel für Psycho-Onkologen.

00:22:35: Deswegen findest du in jedem Krebszentrum eben auch Psycho-Onkologinnen.

00:22:39: Ambulante ist es ein bisschen anders.

00:22:41: Ambulant gibt es die Krebsberatungsstellen, die du gerade schon angesprochen hast.

00:22:46: Und ich weiß, und das wird mir auch oft nah ran getragen, ich finde keinen Platz erst in einem halben Jahr.

00:22:52: Ja, genau.

00:22:53: Ja, aber das ist quatsch, und das muss ich leider auch so auf den Punkt bringen.

00:22:58: In jeder Krebsberatungstelle... Danke schön.

00:23:01: In jeder Krebsberatungstelle in dieser Republik kriegst du innerhalb von zwei Wochen einen Beratungstermin.

00:23:06: Und wenn die nächste Krebsberatungstelle das nicht anbieten kann, dann die dahinter.

00:23:11: Und dann auch nur zur Not irgendwie online.

00:23:13: Und Krebsberatungsstellen haben... jeder der psychologische Betreuung und bis zu fünf oder sechs Termine auch kostenfrei.

00:23:24: Und das sollte immer die erste Anlaufstelle sein.

00:23:28: Natürlich jetzt, sie bieten keine Therapie an, keine Langzeittherapie, aber man findet vielleicht in der Betreuung in einer Krebsberatungsstelle heraus, A, ich brauche das gar nicht, ich brauche gar keine langfristige Therapie.

00:23:40: oder B, Ja, ich bräuchte eine.

00:23:42: und dann unterstützen die natürlich auch, weil die wissen, wer vor Ort jeweils auch eine psychologische Weiterbildung hat und in der Niedergelassenen Praxis zum Beispiel ist.

00:23:51: In Freiburg weiß, kenne ich ja alle psychologen und könnte da auch mal anrufen und fragen, wir hatten dann Termin frei zum Beispiel.

00:23:58: Und das alles ist kostenfrei.

00:24:01: Es gibt inzwischen in der Krebsberatung, die Krebsberatungsstelle werden regelfinanziert.

00:24:07: Das war Jahrzehnte langer Kampf, das die größten Kosten, die meisten Kosten von den Krankenkassen übernommen werden.

00:24:13: Und das ist schön.

00:24:14: Vorher waren sie nur auf Spenden angewiesen und inzwischen sieht das ein bisschen besser aus.

00:24:20: Ja, das muss so ein kleiner Exkurs.

00:24:22: Und die sind, wie gesagt, nach Bundeslernau aufgeteilt?

00:24:27: Ich könnte jetzt auch mit Jungen Krebs in meinem Verein, wenn ich die Zertifizierungsgedürnste mache, eine Krebsberatungsstelle gründen.

00:24:34: Das ist jetzt ein bisschen übertrieben.

00:24:37: Krebsberatungsstellen, die sind an Unikliniken gebunden oder an Kliniken.

00:24:40: Und manchmal sind es auch externe Vereine, die über die Krebsberatung läuft, ab und zu auch vom ASB, also Arbeiter-Sammariter-Bund zum Beispiel.

00:24:50: Oder vielleicht sogar vom RK, müsste ich mal gucken.

00:24:53: Aber meistens in der Kooperation mit einer Klinik.

00:24:57: Aber die Krebsverbände und Krebsgesellschaften, die sind auf Bundesebene.

00:25:04: Und da gibt es auch noch mal einen Zusammenschluss, wie zum Beispiel den Krebsverband Baden-Württemberg, die auch so eine Arbeitsgemeinschaft für die Krebsberatungsstellen haben.

00:25:11: Ja,

00:25:13: genau bei uns der so problema Krebsgesellschaft und die genau das dann weitergeben oder die auf jeden Fall Ansprechpartner sind, auch so für die ersten Sachen wie kranken Teilgeld, was man da so alles für Sorgen hat oder Anträge für Reha.

00:25:26: Das machen die.

00:25:27: Okay, und die vermitteln einen dann auch zu einem Psychonkologen und das ist dann auch kostenfrei.

00:25:34: Also die Krebsberatungsstelle haben in der Regel Psychi-On-Gelogen angestellt.

00:25:37: Ja, also das sind dann meistens Psychi-Logen, genau, oder Psychi-On-Gelogen innen.

00:25:42: Und dann natürlich auch diese sozialrechtlichen Dinge, die du gerade angesprochen hast, also dass sie auch sozialrechtliche Beratung machen mit Rehaberatung, schwerbehinderung, Krankengeld und so weiter.

00:25:50: Also halt befest keine Kosten entstehen, das ist schon mal gut.

00:25:54: Richtig.

00:25:55: Frage sechs abgehakt, Karsten.

00:25:57: Yes!

00:25:58: Oh Gott, yeah!

00:25:59: Kommen wir zu Frage sieben, Karsten.

00:26:01: Was echt?

00:26:03: Ja, Frage sieben wird auch ein bisschen, ja, du kannst persönlich werden, kannst dir auch kurz abhaken.

00:26:11: Das ist nämlich Vorurteile und Hürden.

00:26:14: Das hast du vorhin schon mal so ein bisschen angesprochen, dieses, ich bin doch nicht verrückt.

00:26:18: Also, wie gehst du mit solchen Vorbehalten um, dass jemand sagt, ich hab da nix am Kopf, ich hab Lungenkrebs.

00:26:25: Ja.

00:26:26: Dann frage ich mal in der Regel ja, wie geht's denn mit der Therapie?

00:26:29: oder wie geht's denn mit der Diagnose?

00:26:30: oder was löst diese Diagnose in ihnen aus?

00:26:34: Also, ja.

00:26:36: Die wenigsten Menschen haben weiterhin dieses Vorurteil, dass sie irgendwas am Kopf hätten oder nichts am Kopf haben oder so was.

00:26:45: Das gibt es so nicht mehr.

00:26:46: Natürlich gibt es genug Männer mit dem Prostadakazinom Ü-Achzig, die brauchen ja jetzt nicht zwingend, die haben genug... Ressourcen oder Krankheitsbewältigungen oder Strategien damit umzugehen, da braucht nicht einer noch irgendwie von außen kommen und meinen Wüste ist besser oder sowas.

00:27:04: Vielleicht haben die andere Möglichkeiten damit um.

00:27:06: Aber Vorurteile, ich glaube, es ist weniger das Vorurteil gegenüber der Psycho-Onkologie, als das Vorurteil, sich einzugestehen, dass man professionelle Hilfe vielleicht...

00:27:20: Hilfe braucht.

00:27:22: Braucht.

00:27:23: aufgrund der Erziehung.

00:27:24: Wir sind immer noch die Generation nach der Nachkriegszeit und so weiter.

00:27:28: Wir haben größere Probleme, als uns über unsere Psyche auszutauschen, muss man ja schon sagen.

00:27:33: Das wird hoffentlich, und das merken wir ja jetzt schon, in der nächsten Generation noch mal anders.

00:27:38: Man sieht es auch an den Zahlen, immer mehr Menschen wegen Psychotherapie wahr.

00:27:43: Was nicht heißt, dass es mehr Menschen gibt mit der psychischen Störung.

00:27:47: Ich glaube, sie gehen nur früher, weil sie merken, es geht nicht mehr anders in die Therapie.

00:27:54: und schlucken das vielleicht nicht mehr so runter.

00:27:57: Daher bin ich mit diesem Vorurteilsding gar nicht so drinne.

00:28:01: Wenn Leute wirklich gut verankert sind in einem sozialen Umfeld und dort Möglichkeiten haben sich auszutauschen, dann reicht das wirklich oftmals schon in dem bestehenden Setting auch zu bleiben und da einfach so sein zu dürfen wie sie sich

00:28:16: fühlen.

00:28:17: Nur kenne ich es auch immer wieder aus meinem Leben.

00:28:20: Man versucht ja Dinge von außen immer zu beschwichtigen.

00:28:23: Dieses typische Krebs Bullshit-Bingo.

00:28:25: Oh, die Haare wachsen noch noch, du siehst so noch gut aus, man sieht das ja gar nicht an.

00:28:30: Behandlung ist rum, jetzt kannst du wieder arbeiten, der ganze Scheiß.

00:28:33: Hast du ja auch durchgemacht.

00:28:34: Und je mehr man das von außen hat, desto mehr gibt es doch so eine Dissonanz oder Diskrepanz zwischen meinem Empfinden und was ich von außen wieder gespielt kriege.

00:28:45: Und je größer das ist, desto mehr mache ich mir noch Gedanken, fühle ich eigentlich noch richtig.

00:28:51: Weil für mich ist das jetzt gerade schwer.

00:28:54: Und das ist natürlich meine Aufgabe, jede Belastung, die dagegen über von mir ist, auch ernst zu nehmen.

00:28:58: Das tue ich auch.

00:29:00: Jetzt mache ich mal das Beispiel auf zwischen kosmetisches Ergebnis nach einer Brustkrebsbehandlung versus fortgeschrittene Lung-Krebs-Situation.

00:29:14: Natürlich gibt es da Unterschiede.

00:29:15: Das eine ist vielleicht existenzieller als das andere auf dem ersten Blick.

00:29:21: Aber ich schaue natürlich beide Menschen an, weil wenn das für die eine Person jetzt gerade so belastend ist, was im Vergleich, aber hören wir mit Vergleich auf, vielleicht nicht so schlimm ist, dann würde ich an Teufel tun und die Person nicht ernst nehmen.

00:29:34: Aber von außen machen es nun mal oftmals Leute und sagen, ja, aber das sei doch froh das.

00:29:39: Punkt, Punkt, Punkt.

00:29:40: Der ist doch Quatsch.

00:29:41: Ich will doch einfach mal ernst genommen werden.

00:29:43: Für beide ist das eine Zehn von zehn.

00:29:46: in der Stärke der Belastung.

00:29:47: Das eine kosmetisch und das andere natürlich ein vermeidliches Todesurteil.

00:29:51: Ich glaube auch, dass jemand, der bei so einer Diagnose, also generell welche Krebsdiagnose, keine Angst hat vom Tod oder keine Angst, dass es nicht gut ausgehen könnte.

00:30:02: Ich glaube, der ist nicht richtig ehrlich zu sich, weil das kann man ja gar nicht ganz.

00:30:06: Also, manche fühlen das zu neunzig Prozent die Angst, manche haben sie versteckt in so ein bisschen ein, zwei Prozent.

00:30:13: Und Ja, dass man sich natürlich gut versteht in Selbsthilfegruppen.

00:30:17: Ich sage nochmal zu André, André und ich, wir sind die kleinste Selbsthilfegruppe der Welt.

00:30:23: Wenn wir uns dann anrufen können zu jeder Tages- und Nachtzeit, das ist natürlich ein Vorteil, wenn man jemanden hat oder in so einer Selbsthilfegruppe ist, wo man sich sehr gut versteht oder am besten auch die ähnliche Krankheit hat.

00:30:40: Ich frage mich immer nach Grundbedürfnissen dahinter.

00:30:43: Und ich glaube, das Grundbedürfnis an jetzt jeden Menschen ist, ich möchte gesehen werden.

00:30:48: Und wenn ich merke, in der deutschen Gesundheitsversorgung, was leider nicht darauf ausgelegt ist, gesehen zu werden, sondern teilweise fühlt man sich auch wie eine Nummer und so weiter, dann kommt es, wie gesagt, auch zu Diskrepanz.

00:31:02: Und wenn man sich egal wo und egal von wem gesehen fühlt, kann das schon eine wahnsinnig große Stütze sein.

00:31:08: bis hin zu, dass man in so ein beraterisches oder therapeutisches Setting geht und dort einfach so sein darf, wie man nun mal ist und ernst genommen wird und wertschätzend und wohlwollend behandelt.

00:31:20: Ich bin selber in einer Therapie, in der Langzeittherapie, einmal in einer Woche.

00:31:24: Das ist meine Stunde Kasten.

00:31:26: Dort darf ich alles raushauen, ohne verurteilt zu werden oder beurteilt zu werden, sondern wir gucken eher, warum denke ich denn so?

00:31:35: Wo kommt das denn her?

00:31:36: um das vielleicht irgendwie mal zu dieser Ursache zu kommen.

00:31:39: Warum?

00:31:39: Kleinen Karsten denkt er sein hochstabler und bla bla bla.

00:31:42: Also ja, diese Offenheit habe ich.

00:31:46: Die hatte ich früher natürlich auch nicht, als ich bei der Bundeswehr war.

00:31:48: Aber

00:31:49: inzwischen bin ich

00:31:51: zum Glück woanders.

00:31:53: Das hätte ich vor dem Krebs auch nicht so gemacht.

00:31:56: Ich habe ja auch immer noch mit Doris meine Stunde, also auch eine Stunde in der Woche, wo man dann so ein bisschen was loswerden kann und ein geschützter Raum da ist.

00:32:06: Weil das manchmal auch gar nicht gut tut, wenn da andere bei sind.

00:32:09: Also, wenn du selber du mit anderen Personen zusammen die Gedanken und Ängste in dem Raum einschließen kannst und da, ich sag mal, bearbeiten, verarbeiten kannst, dann zieht nämlich auch meine nächste Frage, Carsten, weil ich... ... dazu so eine geteilte Meinung habe und ich würde gerne deine mal hören, weil ... ... so Familie und Angehörigen und Partner ... ... und dann auch ... ... zyrologische Unterstützung.

00:32:40: Also ich habe die Erfahrung gemacht, ... ... dass ich lieber alleine bin, ... ... aber ich lese dir die Frage mal vor.

00:32:47: Wie fernbeziehst du auch Angehörige mit ein ... ... und was hilft Ihnen konkret zu unterstützen?

00:32:52: Also ... ... zwei geteilte Fragen.

00:32:54: Von mir persönlich natürlich ... ... was denkst du?

00:32:57: Lieber alleine oder zusammen oder hängt das von dem Typ ab, die zu dir kommen.

00:33:02: Und wie könntest du die Angehörigen unterstützen, wenn zum Beispiel jemand keine Begleitung erwünscht bei solchen Gesprächen?

00:33:12: Das ist natürlich erstmal sehr individuell.

00:33:14: Ich hatte vor zwei Wochen mehrere Gespräche mit einem Ehepaar, wo er an einem fortgeschrittenen Prost-Hauterkazinom erkrankt ist, die ein Herz und eine Seele sind.

00:33:26: Weitseits.

00:33:28: Ich hab beiden angeboten, wir können auch mal alleine sprechen, wenn ihr das gut tut und beide.

00:33:33: Nee, nee, wir gehen durchdick und dünn, wir machen alles.

00:33:36: Da kommt mir ja fast die Träne, wenn die sowas hören, weil das ja einfach so schuld

00:33:39: ist.

00:33:39: Ja, für ich auch.

00:33:40: Wunderbar.

00:33:42: Da sitzt du da und siehst die beiden, wie die sich einfach gegenseitig Kraft schenken durchdick und dünn, durch Krankheit und Gesundheit.

00:33:48: Also richtig, richtig toll.

00:33:51: Anbieten tue ich es trotzdem, weil es ja immer mal sein kann, dass die Frau, in dem Fall die Frau, ... auch einfach über Dinge sprechen will, die ... ... wo sie ihren Mann vielleicht nicht dabei haben will ... ... aus diversen Gründen.

00:34:02: Der soll das nicht hören, sondern im Sinne von ... ... ich will immer freisprechen ... ... so in die Richtung.

00:34:08: Ich habe meistens Gespräche mit ... ... Betroffenen, ... ... selten Gespräche mit Angehörigen, das muss ich schon sagen.

00:34:15: Ich biete es immer wieder an.

00:34:17: Aber Angehörige haben, glaube ich, ... ... noch einen längeren Weg dort Hilfe anzunehmen, ... ... weil ... ... ja, ich habe doch gar nicht die Erkrankung, ... ... das ist doch mein Partner oder meine Partnerin.

00:34:25: sich da nochmal einzugestehen, da Hilfe zu anzunehmen, ist nochmal wie gesagt ein längerer Weg.

00:34:33: Aber ich kann ja nicht mehr als anbieten.

00:34:35: Das ist ja ein riesen Blumenstrauß.

00:34:38: Psychiongologie ist eine Säule, Selbsthilfe ist eine Blume, mit den Boys mal irgendwie ein Bierchen trinken und den Kopf frei blasen bei einem Fußball.

00:34:48: Spiel ist genau so eine Blume, kann ja auch mal sein, so eine Stück Normalität für Betroffene, genauso wie für Angehörige.

00:34:56: Ich habe eine Patientin hier, die hat gesagt, also belastet, kurz von der Nachhundersuche, ja wissen Sie, Herr Witte, und dann bin ich da ins Stadion gegangen und habe mich mal einfach abgelenkt.

00:35:07: Nicht so.

00:35:08: Sie haben sich nicht abgelenkt.

00:35:09: Sie haben gelebt.

00:35:11: Wären Sie auch ohne die Erkripserkrankung im Stadion?

00:35:12: Ja.

00:35:13: Hat Spaß gemacht?

00:35:14: Ja.

00:35:14: Gehen Sie wieder?

00:35:15: Ja.

00:35:15: Warum?

00:35:16: Macht Freude und ich liebe den Verein.

00:35:17: Ja, dann hat das doch nichts mit Ablenken zu tun, sondern sie genießen ihr Leben.

00:35:21: Und Ablenken setzt immer die Krankheit in eine Abhängigkeit dort.

00:35:26: Dabei leben diese Leute einfach nur ihr Leben, was ihnen Freude bereitet.

00:35:32: ... auch unabhängig dieser Krebserkrankung.

00:35:35: Und das ist auch so ein Switch, ... ... hast du vielleicht jetzt so auch noch nicht gehört, ... ... wie ich es hier gerade sage, ... ... aber sowas kann das in einem Gespräch entstehen, ... ... das Betroffen auch sagen, ja stimmt eigentlich.

00:35:44: Eigentlich habe ich mich da nicht abgelenkt, ... ... eigentlich mache ich das, was mir Freude bereitet.

00:35:48: Ja, ja, also ich habe da gerade auch so ... ... so ein kleines Glühlämmchen über mir gehabt, weil ... ... mir natürlich auch immer vorgeworfen wird, ... ... du fährst ja nur weg zum Fliehen.

00:36:02: Wo du sagst, ja, ich bin vorher, wo ich gearbeitet hab, auch so oft weggefahren, also nicht ganz so oft wie jetzt, aber hab das auch gemacht.

00:36:11: Und das war auch kein Fliegendon.

00:36:12: Ich genieß das, ne?

00:36:13: Also in vollen Zügen.

00:36:16: Und das hier, was du eben gesagt hast, die letzten drei Minuten, also das kann ich so unterschreiben.

00:36:20: Ja, die hat einfach gelebt.

00:36:22: Also, und die hat sich nichts rausgenommen, was sie nicht darf oder soll oder...

00:36:28: Ja, nennen Sie es Ablenkung oder nennen Sie es einfach Leben, Zeit verbringen mit Freunden und Co.

00:36:35: Als Ende ist es das Gleiche, aber wir definieren es halt anders und ab und zu ist die Definition da halt vielleicht schon wichtig.

00:36:41: Ja,

00:36:43: definitiv.

00:36:43: Es kann ja auch ein Teil der Heilung sein.

00:36:45: Ja,

00:36:45: natürlich.

00:36:46: Ich war ja gerade, wie gesagt, auf dem Fachtagung und dann habe ich auch gesagt, ja, personalisierte Medizin sorgt vielleicht... Das Ansprechen der Behandlung heißt nicht gleich Heilung.

00:36:59: Also diese menschliche Begleitung, die Psycho-Onkologie oder was anderes auch sein kann, erst das gibt auch eine Richtung.

00:37:07: Also einen Wert vielleicht auch wieder.

00:37:09: Wozu stehe ich den ganzen Scheiß eigentlich durch?

00:37:12: Das heißt jetzt nicht, wir Psycho-Onkologen wissen das, sondern aber es kann eine Möglichkeit sein, das wieder herauszufinden.

00:37:18: Wir wollen ja weg vom Überleben hin wieder zum Leben.

00:37:22: wieder einen Sinn zu haben.

00:37:23: Warum bin ich dann eigentlich hier?

00:37:24: Was will ich aus meinem Leben machen?

00:37:26: Will ich reisen?

00:37:27: Will ich einen Job?

00:37:27: Will ich mich ehrenamt?

00:37:28: Will ich whatever?

00:37:30: Und das kann man doch, das hat genauso viel Raum wie die Ängste.

00:37:36: Mindestens.

00:37:38: Ja,

00:37:38: zumindest auch als palliativer Patient, wo alle sagen, ja du hast nur noch so und so viel oder eine begrenzte Zeit.

00:37:45: Aber trotzdem möchte ich doch in dieser Zeit, die ich habe, auch ein Stück heilen.

00:37:50: Also sei es Sehenheil oder körperlich heilen, ich will die möglichst beste Zeit dann haben.

00:37:57: Und das geht nicht ohne diesen Impact, den ich am Anfang hatte, seit der Diagnose, in dieser Zeit noch zu heilen, bevor ich vielleicht sterbe.

00:38:06: Also jeder wird sterben, aber natürlich darf ich dann auch von Heilung sprechen, obwohl ich unheilbar bin.

00:38:13: Ja, absolut.

00:38:14: Ich frage auch gerne immer nach den Definitionen.

00:38:16: Was bedeutet für Sie denn heilen?

00:38:19: oder Heilung.

00:38:21: Ja, diese fünf Jahre.

00:38:23: Das ist schön.

00:38:24: Feiern Sie Ihre fünf Jahre Krebsfall.

00:38:27: Wenn man dann weiter ans Gespräch kommt, ja, vielleicht ist doch nur ein statistischer Wert, aber für manche bedeutet es viel, für mich jetzt nicht.

00:38:35: Das muss jeder selber herausfinden.

00:38:37: Oder die Leute bei mir, kurze Frage, sind sie eigentlich gesund oder krank?

00:38:41: Der Tumor ist raus.

00:38:42: Die Strahlung ist nur der Rückfallrisiko reduzieren.

00:38:45: Gute Frage.

00:38:46: Also die Leute wieder mehr zum fühlen hinzukriegen.

00:38:49: Wie fühlen sie sich anstatt, wie geht's dir?

00:38:51: Wie fühlen sie sich heute?

00:38:53: Ich fühle mich heute eigentlich ganz gut, hab voll gut Energie heute.

00:38:55: Nee, ich hab Fatigue.

00:38:57: Also, nur was auf dem Papier steht, weiß man nicht gleich, wie sich diese Person fühlen.

00:39:03: Bei mir hab ich Leute sitzen, die ein Dezis sah, ein duktales Carcinoma in situ, also manche sprechen von der Krebsvorstufe, bei Brustkrebs zum Beispiel.

00:39:12: Die sind tausendmal mehr belastet als piative Patienten.

00:39:16: Diversen Gründen.

00:39:18: Auf dem Papier sieht das eigentlich anders aus.

00:39:20: Da sollte die andere Person vielleicht mehr Belastungen haben.

00:39:23: Aber weil die vielleicht gezwungen ist, sich mit ihrer Gesundheit oder mit dem Leben auseinanderzusetzen, ist die Person vielleicht mehr im Reinen oder whatever.

00:39:30: Und die andere Person hat jetzt die Krebsvorstufe.

00:39:33: Alle sagen, hast du noch mal Glück gehabt und die Person fühlt es nicht.

00:39:36: Ja, und da sind wir bei dieser Thematik nicht vergleichen, sondern wertschätzen und diese Belastung ernst nehmen.

00:39:43: Individuell, ne?

00:39:43: Ja, kenne ich auch tatsächlich von Bekannten, die Bermutter heißt Vorstufen haben.

00:39:49: Also Krebsvorstufen.

00:39:51: Ja.

00:39:52: Das Schwert so ein bisschen, ne?

00:39:54: Würdest größer, wenn sie irgendwann operieren, entarten die Zellen.

00:39:58: Diese Unsicherheit kann genauso belastend sein wie alles andere auch.

00:40:03: Ja, man darf nicht vergleichen.

00:40:05: Das ist jetzt zum Beispiel auch, ich bin ja BRCA, ein Patient, wo keiner Mutation, die ausgebrochen ist und bin im Endstadium.

00:40:14: Manche, wie Matea oder so, die haben dann halt, ja, müssen andere Vorkehrungen treffen, müssen nicht dürfen.

00:40:21: Und da darf man nicht vergleichen.

00:40:23: Man darf nicht sagen, ja, also du bist dann noch nicht so weit, sondern klar, die haben ihr eigenes Päckchen, das kann auch individuell... oder muss individuell gesehen werden.

00:40:35: Und da gibt es ja viele von jetzt durch die neuen Untersuchungsmethoden, für die man ja viel mehr erblich bedingte...

00:40:43: Je mehr man entschüttelt, ja, war ja auch für Thema Befachtagung, ja.

00:40:47: Ja, wir haben ja gerade die Awareness Week.

00:40:51: Ja, aber wir rauschen mal weiter.

00:40:53: Wir kommen nämlich zu Jung und Krebs.

00:40:55: Bist auch ein bisschen übergangen.

00:40:57: Welche besonderen Herausforderungen und Chancen siehst du bei Jung Betroffenen?

00:41:01: Also... Beides, also Chancen, aber auch Herausforderungen.

00:41:07: Die Herausforderungen, also die Zahlen sind ja ganz klar.

00:41:11: Viele Menschen sind sehr belastet und je jünger sie sind, desto mehr sind sie belastet.

00:41:16: Das sind die Zahlendatenfakten.

00:41:19: Man muss herausfinden, warum.

00:41:21: Und einerseits geht es auch darum, dass viele junge Menschen Noch nicht so viele Sticksatzschläge hinter sich gebracht haben und nicht wissen, wie man damit umgeht.

00:41:31: Ältere Menschen schon.

00:41:32: Ältere Menschen haben eher eine existenzielle Sicherung geschaffen.

00:41:36: Junge Menschen sind vielleicht im Studium.

00:41:39: Da zieht das Motto, Krankheit macht Arm und Armut macht krank.

00:41:43: Also da ist auf nicht so viel Lebenserfahrung oder auch vielleicht auf existenzielle Ressourcen zurückzugreifen.

00:41:49: Und wem sag ich das?

00:41:50: Wer ... Wer Krankengeld hat und noch nicht viel eingezahlt oder wenig verdient, versuchen wir damit über die Runden zu kommen.

00:41:56: Wenn du noch nicht so denkst, also spielt diese existenzielle Ebene da auch noch mit rein.

00:42:01: Das kann so, das ist so eines dieser Herausforderungen.

00:42:05: Dann ist man immer noch in der Orientierungsphase des Lebens.

00:42:08: Vielleicht, wenn man gerade Familie gründen, Haus kaufen oder bauen oder einfach ins Leben investieren und dann kommt so eine Krankheit, die erst mal alles unwichtig macht und sich die Personen auf die Gesundheit konzentrieren müssen.

00:42:23: Also da merkt man erstmal diese Dimension.

00:42:26: Die Chance ist, glaube ich, dass wir einen anderen Umgang lernen können mit dieser Erkrankung, die vielleicht nicht so eindimensional ist.

00:42:38: Wir sind kompetenter als diejenigen, die vor vierzig Jahren erkrankt sind.

00:42:42: Wir kommen besser an Informationen.

00:42:45: Wir können sie vielleicht besser anwenden, also Gesundheitsinformationen, obwohl die Gesundheitskompetenz in Deutschland schrecklich ist, davon abgesehen.

00:42:51: Wir können offener damit umgehen.

00:42:53: Wir müssen uns nicht mehr verstecken, weil das vielleicht, also es ist ja jetzt nicht ja oder nein oder absolut gemeint, aber am ehesten ist das, ich sage jetzt mal was Krasses, die beste Zeit an Krebsäugranken ist.

00:43:06: erstens nie und zwar ins Wendern jetzt oder irgendwann in Zukunft, weil die Versorgung kann immer nur besser werden und der Umgang auch, weil die Gesellschaft wird immer achtsamer, was diese Thematik angeht, hoffentlich auch durch uns irgendwo.

00:43:21: Selbst für Gruppen kriegen einen größeren Stellenwert.

00:43:24: Die Versorgung wird besser, weil man immer mehr weiß, die Finanzierung war dahingestellt.

00:43:29: Also der Kuchen wird runter, wie man mit dieser Erkrankung umgehen kann.

00:43:32: Und vor vierzig Jahren, ganz ehrlich, da gab es diesen, wie heißt das nicht, Patriarchat, das sind wir ja immer noch.

00:43:39: sondern diesen Arzt, der sagt, in welche Richtung es geht.

00:43:43: Und dann musst du das machen.

00:43:44: Und ein Patient hat keinen Plan, teilweise nicht mal eine Ahnung, dass die Person Krebs hat.

00:43:48: Das hat sich ja alles geändert aufgrund der Rechten und Pflichten von Behandlungsteams.

00:43:55: Daher die Chance ist schon gut eingebettet zu sein und sich zuzugestehen, dass... Es ist eine komplexe Erkrankung ist, das Solidarprinzip hoffentlich greift mit Krankengeld und Co, aber gleichzeitig das auch nicht reicht.

00:44:10: Und ja, man weiß halt viel.

00:44:12: Alle Informationen ist dort draußen im Internet oder in der KI.

00:44:17: Man muss sich nur bedienen lernen.

00:44:19: Ich muss nur an Steuer gehen.

00:44:22: Das ist das Problem oder die Herausforderung.

00:44:25: Probleme gibt es ja nicht, aber Herausforderung.

00:44:30: Und es werden ja immer jüngere, also die Zahlen sind ja auch gerade wieder neu vorgestellt worden.

00:44:34: Also bis zum Jahr zwanzig, dreißig, das wird ja nochmal wieder im richtigen Schwung geben.

00:44:38: Ja, aber hier früher Menschen erkranken, das liegt auch an den Frühjahrkennungsmaßnahmen und hier früher Erkrankungen erkannt werden, dass man sie auch gut behandelt.

00:44:47: Also es spielt ja auch mit rein.

00:44:48: Ihr helft dann auch klar, diese zychologische Belastung entgegenzugehen.

00:44:54: Aber ihr helft auch beim Thema Zweitmeinung oder Behandlungsempfehlung.

00:45:01: Was kann euer Verein leisten, Carsten?

00:45:02: Ja, es ist der geilste Verein der Welt, das ist klar.

00:45:07: Ja.

00:45:08: Jetzt schreibt mir gleich wieder das Bußenkollektiv.

00:45:10: Nein, wir sind das.

00:45:12: Ja, jeder, oder BRCA-Netzwerk und so.

00:45:17: Ja, wir sind erstmal auch eine klassische Selbsthilfegruppe und treffen uns einmal im Monat, sprechen im Stuhlkreis über die ganze Belastung.

00:45:26: Und das hat auch seinen Nutzen, wenn nur eine Person redet und alle zuhören, aber nicht so in diesem Aufstehen, Ding oder so ein Quatsch.

00:45:33: Das ist natürlich nicht.

00:45:34: Da steckt unfassbar viel Erfahrungswissen drinne, weil wir alle hier aus der Gegend sind.

00:45:39: Das heißt, man kommt schon auch schneller eine zweite Meinung oder ich sage auch immer, Selbst zu vertreffen bei uns, da wären immer die Frauenärztinnen getradet.

00:45:48: Manche wissen, wer gut ist, manche sind nicht mehr zufrieden.

00:45:50: Und dann hier probierst du mal bei der und so.

00:45:52: Das gibt es auch.

00:45:53: Also, der Erfahrungsschatz ist ja riesig.

00:45:55: Und dann natürlich dieses Auffangen.

00:45:57: Ich weiß, dass ich nicht alleine bin.

00:45:59: Ich fühle mich nicht mehr alleine.

00:46:00: Da ist meine Gemeinschaft.

00:46:01: Auf wie kann ich mich verlassen?

00:46:02: und so weiter.

00:46:03: Da sind Menschen, die ähnlich alt sind, die sich in die Situation hineinversetzen können.

00:46:08: Und das ist Gold wert.

00:46:10: Das kennst du ja auch.

00:46:12: Und wir machen ja auch viel Gemeinschaftsaktionen, also wir haben Hüttenwochenende hier, starten gemeinsam bei Marathon, wir machen jetzt wieder ein Acryl Workshop mit Malen, also ein bisschen kunsttherapeutisch, dann machen wir mindestens einmal im Monat eine geile Aktion.

00:46:23: Kochkurs, Lama-Wanderung, was wir nicht schon alles gemacht haben.

00:46:28: Wir sind ja mehr als die Erkrankungen, wir wollen ja auch was vom Leben haben und das versuchen wir einfach umzusetzen.

00:46:33: Bei einer Laudatio, die wir mal gekriegt haben, klang das so als ob wir so einen Freizeitangebot.

00:46:42: Wir wollen

00:46:45: ja mit den Mut machen, wir sind ja kein EV, wir sind nur eine WhatsApp-Gruppe oder bei Instagram ein Kollektiv von Lungenkrebs erkranken.

00:46:51: Wir waren gerade in Timmendorf und haben da auch halt drei schöne Tage verlebt.

00:46:56: Aber da ist uns auch nochmal bewusst geworden bei den ganzen Gesprächen.

00:47:01: Da ist eine WhatsApp-Gruppe und wenn jemand Gehirn mit das Tasen hat, dann springen da Leute ein, die Studien suchen und die Ärzte anrufen.

00:47:10: Also, weil du selber ja nicht mehr so richtig kognitiv auf der Höhe bist.

00:47:17: Das ist geil, wenn du Teil der Truppe bist.

00:47:21: So viel Wert.

00:47:22: Und wie gesagt, Selbsthilfe ist auch einfach nur eine Blume im Blumenstrauß.

00:47:25: Und wenn man merkt, nee, das belastet mich zu sehr, weil die anderen Geschichten, damit komme ich nicht klar.

00:47:31: Auch besichtigt.

00:47:32: Ja, eine gewisse emotionale Distanz braucht man schon.

00:47:35: Aber das ist die einzige Voraussetzung.

00:47:38: Ja, es ist vielleicht noch eine Herausforderung.

00:47:40: Also das ist tatsächlich auch die einzige Herausforderung, die ich sehe bei uns in der Mutmacher Gruppe, ist das Gehenlassen von Mitgliedern.

00:47:47: Also

00:47:47: keine Frage.

00:47:48: Gibt es bei uns nicht mehr?

00:47:49: Dann bist

00:47:49: du sicherlich auch gefordert, oder?

00:47:53: Ja, einerseits, ja andererseits bin ich in der Gruppe auch, will ich auch ab und zu einfach nur Mitglied sein, weißt du?

00:47:59: Und wenn... letztens eben die Lisa verstorben ist, dann will ich genauso trauern und kann nicht... also, ich bin gerne für andere da, ich brauche aber dann genauso auch die anderen, da bin ich nicht der Lieder, der jetzt hier nur bei der Psycho-Onkologe ist, so weiß wie man damit umgeht.

00:48:13: Wenn ein Freund von mir stirbt oder eine Freundin, dann bin ich nicht Psycho-Onkologe, sondern Angehöriger, zugehöriger Freund.

00:48:20: Und all das, was ich vielleicht mal gelernt habe, hilft mir dann scheiß, sondern dann hilft mir einfach die Erfahrung, damit umzugehen und der Weg führt nur durch die Trauer.

00:48:32: Das war schon fast der Abschluss, Karsten.

00:48:37: Aber wir haben ja eine Top Ten, also wir haben auch eine zehnte Frage.

00:48:42: Wenn du einen Satz mitgeben dürftest, warum Psycho-Onkologie kein Zeichen von Schwäche ist, sondern ein Gewinn, welcher wäre das?

00:48:53: Hast du so Juppity Musik im Hintergrund?

00:49:02: Ich glaube, ich würde eine Gegenfrage stellen oder zwei Gegenfragen, die man sich in jeder Situation eigentlich stellen könnte.

00:49:08: Die erste Frage ist, was könnte schlimmstenfalls passieren?

00:49:12: Und die bessere oder die bessere Frage ist, was könnte denn bestenfalls passieren?

00:49:17: Und das frage ich gerne so im Reha-Kontext, weil viele Leute ja bei mir sind, oh, ich weiß nicht, ob ich eine Reha soll, ja, was könnte denn bestenfalls passieren?

00:49:24: Dass ich gute Leute treffe, drei Wochen nicht in die Hausheit schmeißen muss, nicht kochen muss und eine gute Zeit habe ich.

00:49:28: Kann passieren.

00:49:29: Und das Gleiche ist, glaube ich, mit der Psychologie auch.

00:49:31: Was könnte denn bestenfalls passieren nach so einer Stunde Gespräch?

00:49:35: Dass ich vielleicht ein bisschen was sortiere, wie auch immer.

00:49:37: Und schlimmstenfalls ist es vielleicht eine verlorene Stunde im Leben, das wage ich zu bezweifeln, dass Menschen so denken würden.

00:49:46: Daher, was könnte bestenfalls passieren?

00:49:48: und dann... Gibt das auch so ein bisschen Hoffnung oder Optimismus, mit vielleicht das einfach mal auszuprobieren?

00:49:54: Und wenn man nach einmal merkt, ich bin gerade nicht bereit darüber zu sprechen, dann vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt.

00:50:01: Aber das wäre so meine Aussage oder der Satz, was könnte bestenfalls passieren?

00:50:04: Ja, das glaube ich auch völlig richtig.

00:50:07: Und kannst du glaube ich auch noch auf tausend Sachen, andere Sachen noch ummünzen, wenn man Fatigue hat und nicht rausgeht.

00:50:17: Was könnte am schlimmsten ein Fall passieren, dass du jetzt einmal ums Haus gehst?

00:50:22: Ja, bestenfalls fällt sicherlich auch ganz viel ein.

00:50:27: Aber negative, negativ Beispiele oder schlimme Sachen tragen sicher siebenmal so schnell weiter wie gute evolutionsbedingt.

00:50:35: Also müssen wir aktiver auch auf the bright side of life hinkucken.

00:50:40: Ja, die guten Seiten sehen.

00:50:43: Ja, vielen Dank, Carsten.

00:50:45: Nils, Träumchen.

00:50:46: Ja, das war schon.

00:50:48: Ja.

00:50:48: Zehn Fragen an Karsten Witte.

00:50:50: Und du hast geliefert.

00:50:52: Oder?

00:50:53: Alles abgelesen.

00:50:58: Ja, vielen Dank, Karsten.

00:50:59: Vielleicht bringt's da draußen ja jemanden, vielleicht gibt's ein bisschen Orientierung, vielleicht den letzten Stupser oder einfach nur, das klingt interessant.

00:51:06: Ja, ihr müsst da nicht alleine durch.

00:51:09: Absolut nicht.

00:51:10: Definitiv auch wieder.

00:51:11: Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn man unsere Stunde hier anhört?

00:51:15: Oder was das Beste ist?

00:51:17: dass man uns sehen will und dann geht man online und sieht zwei unfassbar charmante Menschen.

00:51:24: Also auf jeden Fall passieren kann, dass man aus der Erfolge irgendwas Gutes rausnimmt und für sich umsetzen kann.

00:51:30: Das würde sich also jedem.

00:51:32: Ja.

00:51:33: Und ja, danke Carsten und bis zum nächsten Treffen.

00:51:37: Allgenießt, wir sehen uns.

00:51:38: Tatao.

00:51:38: Bis dann, tatao.

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